Die Stadt Lößnitz

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Lößnitz als einstige Hauptstadt der Grafschaft Hartenstein ist eine der ältesten Städte des Erzgebirges und ein Gang durch die Stadt ist allemal lohnenswert. Es finden sich zahlreiche Zeugnisse einer ereignisreichen, langen Geschichte wie die Reste der historischen Stadtmauer, ein alter Wehrturm, der Marktplatz mit vielen sehenswerten Gebäuden und interessanten architektonischen Details und nicht zuletzt die Johanniskirche mit ihrer Jehmlich-Orgel und einem der ältesten noch funktionsfähigen Bronzeglockenspiele Deutschlands.
Mehr über die Geschichte der Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten erfahren Sie auf der Internetseite von Lößnitz (www.stadt-loessnitz.de).

Eine der interessantesten Persönlichkeiten, die in Lößnitz wirkten, war Magister Gotthelf Friedrich Oesfeld (1735-1801), der 1769 als Pfarrer nach Lößnitz kam und im Ort heute vor allem durch seine 1776 veröffentlichte Chronik der Stadt bekannt ist.
Oesfeld war ein vielseitig interessierter Mann. Auch Natur und Landschaft lagen ihm sehr am Herzen. Dazu schreibt der Pfarrer und Heimatforscher Friedrich Herrmann Löscher sen. (1860-1944):  „Er, der kein geborener Erzgebirger war, sondern aus Aschersleben stammte, hat tiefer und umfassender als alle anderen Schriftsteller des 18. Jahrhunderts die Schönheit des Erzgebirges  in seinen Schriften und Gedichten dargestellt. Vielleicht war er umso empfänglicher für die landschaftlichen Reize seiner zweiten Heimat, weil er sie mit dem vergleichenden Auge des Kenners anderer Länder und Gebirgsgegenden angeschaut hat. Zu beklagen ist nur, daß Oesfeld auf die Entwicklung des Naturgefühls für die Schönheiten des Erzgebirges nicht den Einfluß gehabt hat, der ihnen zukommt. Man hat ihn vielfach nicht verstanden, weil er in seinen Anschauungen seiner Zeit weit vorausgeeilt war.“
Leider sind seine diesbezüglichen Schriften („Erzgebirgischer Zuschauer“, „Betrachtung über die Herrlichkeit Gottes im Gebirge nebst einer Anweisung über die Heiligung unserer Spaziergänge“) nicht zu bekommen, dass beklagte schon Löscher und gilt auch heute noch. Reprints oder zumindest ein Zugang über Internet wären wirklich angebracht. So müssen wir uns mit wenigen Auszügen bei Löscher wie dem folgenden begnügen:

„Wir haben im Gebirge sehr schöne Gegenden: sonderlich um Scheibenberg, wegen der Pläne (Ebenheit), die den Gesichtskreis erweitert, eine der schönsten; sonderlich auf dem Berge, auf welchem man bis Augustusburg sehen kann; auch wenn man nach Bockau den Berg hinuntergehet, desgleichen bei Hohenstein hinter der Kirche; nicht weniger bei Lößnitz, allwo man von dem sogenannten Stein ein anmutiges Thal weit übersehen kann. Die Schönheit der Gegend erfordert, daß ein Berg, ein Thal, ein Fluß, ein alt Schloß, eine Stadt oder ein Dorf, Äcker, Wiesen und Wälder miteinander abwechseln. Und dies geschiehet bei uns an vielen Orten. Dies ist auch wohl eine Ursache, daß der Weg einem nicht so lange währet wie im Niederlande, ob er gleich weit beschwerlicher ist, weil das Auge bald diese bald jene Aussicht bekommt. Denn das Einförmige ist eben die Mutter von der langen Weile; die Seele sowohl als das Auge liebet die Abwechslung und Veränderung.“ 
Gotthelf Friedrich Oesfeld, aus Löscher, Friedrich Hermann, „Heimat Erzgebirge“, Altis-Verlag, 1997