
Frühlingsfest in der Naturherberge Affalter

Der NABU-Kreisverband Aue-Schwarzenberg lädt alle Interessenten zum „13. Stammtisch Obst“ nach Affalter ein.
Am Sonnabend, den 13. April 2024, findet auf dem Gelände der Naturherberge Affalter, ein Obstbaumschnitt und Veredelungskurs statt. Willkommen ist jeder, ob Profi oder Laie, der sich für dieses Thema interessiert. Es wird das Beschneiden und Veredeln von Hochstamm,- und anderen Obstbäumen in Theorie und Praxis behandelt werden. Ein Schwerpunkt wird das Veredeln von jungen Gehölzen sein. Für Fans von alten Apfelsorten liegen Reiser zum Mitnehmen und Tauschen bereit.
Teile des Kurses finden auch bei schlechtem Wetter statt.
Die Veranstaltung beginnt 9.00 Uhr. Gegen 12.00 Uhr kann, wie es zu einem Stammtisch gehört, ein kleiner Imbiss eingenommen werden.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch.
Foto: Andreas Bochmann
(1) Klarapfel
Eine der ersten Apfelsorten, die in hiesigen Breiten zur Reife gelangt, ist der Weiße Klarapfel. Bei uns im Erzgebirge eigentlich nur unter den Pseudonymen „Weizapfel“ oder „Auguster“ bekannt, damit soll wohl ausgedrückt werden, dass die Frucht etwa mit dem Weizen, also im August reift. Auf Gund der extremen Frosthärte des Holzes hat es die Sorte, die ursprünglich um 1850 aus dem Baltikum nach Frankreich gelangte, über ganz Europa bis in die Höhen des Erzgebirges geschafft. Der Klarapfel ist kaum mehr als zwei, drei Tage lagerfähig, am besten schmeckt er vom Baum. Wegen eventueller Magen und Darmprobleme dürfte es wohl kaum möglich sein, die Früchte eines kompletten Baumes in kürzester Frist zu verspeisen, das macht nichts, denn auch in Zeiten von Überfluss von Apfelerzeugnissen in Supermärkten wird die Apfelsorte immer noch gerne zu Apfelmus bereitet. Jede Hausfrau (oder Mann) wird bestätigen, dass dieser einfach köstlich schmeckt. Wegen der hohen Vitalität gehört der Baum in jeden Hausgarten oder auf jede Streuobstwiese
(2) Schöner von Boskoop
(3) Petersbirne
Wer kennt sie nicht von den „Alten“, die Petersbirne, die im Sächsischen Raum nur als Weizenbirne bekannt sein dürfte. Dieses Synonym zeigt ebenso wie beim „Weizenapfel“ den Reifezeitpunkt an. Die Sorte, die mit hoher Wahrscheinlichkeit aus Sachsen stammt und schon 1799 beschrieben wurde, trumpft mit einem einmaligen, sortentypischen Geschmack auf. Leider sind in den vergangenen Jahren viele Bäume dem Birnengitterrost, einer Krankheit, die beispielsweise durch den Kriechenden Wacholder, den Sadebaum etc. ausgelöst wird, zum Opfer gefallen. In diesem trockenen, warmen Sommer (2015) konnten die totbringenden Sporen weniger Schaden anrichten. Als Dank spendete der Baum ansehnliche, wohlschmeckende Früchte. Positiv ist zu vermerken, dass die Sorte in Obstbaumschulen wieder angeboten wird.
(4) Berlepsch
Den Geschmack der Apfelsorte „Goldrenenette Freiherr von Berlepsch“, kurz Berlepsch genannt, kann man mit feinzellig, saftig, aromatisch oder edelweinig beschreiben. Bei der Sorte handelt es sich um eine Kreuzung aus „Ananasrenette“ und „Ribston Pepping“. Es wurde von einem gewissen Herrn Uhlhorn bewusst diese beiden Partner zusammengebracht, das heißt, der Berlepsch ist eine Apfelschöpfung. Mit den Erkenntnissen der Vererbungslehre begann man zum Ausklang des 19. Jahrhunderts zielgerichtet mit Neuzüchtungen. Folglich entstanden Institute u. a. in Geisenheim oder Müncheberg, sehr bekannt dürfte das Institut in Pillnitz ( bei Dresden ) sein. Bemerkenswert ist, dass die Frucht einen hohen Vitamin C- Gehalt aufweist, selbst nach wochenlanger Lagerung, schon welkend, wurde bei Versuchen ein kaum abfallender Wert festgestellt. Man fragt sich nun, warum kann man diesen Apfel bei all den guten Eigenschaften nirgends kaufen. Vielleicht zu klein, zu blass. nicht süß genug ? Nur wenigen Sorten schaffen es heutzutage ins Regal von Discountern, oftmals sind das Neuzüchtungen, die eben diese Eigenschaften wie, Krankheitsresistenzen, Transportfähigkeit, Größe, Kühllagerfähigkeit, Süße, mitbringen. Sehr viele Sorten aus Großvaters Garten wird man vergeblich im Handel suchen, weil die eben nicht alle diese Eigenschaften mitbringen. Es ist Enthusiasten und Vereinigungen zu verdanken, dass eine gewisse Sortenvielfalt erhalten wird, schließlich ist auch diese Vielfalt als kulturelles Erbe zu verstehen und keiner kann heute sagen, welche „Obstgene“ bei veränderten Umweltbedingungen in Zukunft gebraucht werden. Das reges Interesse am Thema besteht, zeigen Obstausstellungen u.a. in der Naturherberge Affalter, eine nicht enden wollende Besucherschar staunte über die Vielfalt der gezeigten Früchte. Manch einer konnte kaum glauben, dass die ausgestellten knapp 100 „alten“ Sorten, lediglich in einem Radius von etwa 5 Kilometer um die Naturherberge gesammelt wurden. Eine Vielfalt, die es zu erhalten gilt !
-aus „Deutschlands Obstsorten“
(5) Conference
Eine der wohlschmeckendsten Birnensorten ist zweifelsfrei die Conferencebirne. Breit anbaufähig bis in Höhenlagen, ist die Sorte ist für alle Baumformen, von der Spindel bis zum Hochstamm geeignet, selbst am Spalier auf schwachwachsender Quittenunterlage, macht sie eine gute Figur. Eine der großen Stärke der Frucht ist die gute Lagerfähigkeit, was man von anderen Birnenkolleginnen nicht behaupten kann. Baumreif – nicht genussreif (!) lässt sich die Frucht in geeigneten, kühlen Kellern einige Wochen lagern und schmeckt dann immer noch köstlich. Diese Eigenschaft macht sich die „Obstindustrie“ und Handel zu Nutze, folglich kann man in Obstregalen der Supermärkte und auf Wochenmärkten einige Monate die „Conference“ erwerben.
Man darf sich fragen: Wer hat dieser edlen Frucht solch einen profanen, seltsamen Namen verpasst? Warum nicht „Schöne von…., „Köstliche aus….. „Gräfin oder Prinzessin, wie man andere Birnensorten bezeichnet hat? In England von der Baumschule „Rivers & Son gezüchtet, zur Birnenkonferenz 1885 in Chiwick erstmalig ausgestellt und sofort den 1. Preis abgeräumt. Die Folge: nach 10 Jahren auf der britischen Insel und darauf weltweit verbreitet. Es ist also den Lords und Ladies in England nichts Besseres eingefallen, diese Birne nach dieser „Conference“ zu nennen, obwohl sie doch eine wahre Queen ist.
Foto: Andreas Bochmann