Der Auersberg

„O! welche unnennbare Gefühle zittern hier in der Brust des gefühlvollen Menschen, wenn er sich dem Himmel so nahe und die Erde so tief und klein unter sich sieht! Wie eitel, wie lächerlich erscheint ihm hier alles Treiben und Streben der Menschen nach armseligen Gütern, wie klein erscheinen ihm dann die angstvollen Wünsche, die sie nur für die Erde hegen! Mitleidig blickt er auf ihre Fehden und Kriege hinab, mitleidig auf die Götter der Erde, die sich da unten so groß dünken. – So ging einst auch Jesus auf hohe Berge, denn hier fühlte er die selige Nähe seines himmlischen Vaters, hier sprach er mit ihm und überdachte den heiligen Plan zur Rettung der Menschheit!“
Christian Gottlob Wild (1785-1839)

Pfarrer Christian Gottlob Wild hat diesen Berg in Worten beschrieben und gepriesen, die ein wenig an eine Predigt erinnern. Aber auch viele andere haben sich auf die Socken gemacht, um ihn zu erwandern und haben ausschließlich lobende Worte gefunden für diesen eindrucksvollen „Gesellen“, der einer ganzen Region ihren Namen gibt und das zurecht. Und auch wir können uns schwerlich seinen Reizen entziehen und stimmen vorbehaltlos in die Lobgesänge ein. Er ist schon ein schöner Berg, egal wie und wo man ihm begegnet, ob man ihn aus der Ferne oder aus der Nähe betrachtet, ob man ihn von Sosa oder Wildenthal oder Johanngeorgenstadt aus erwandert oder ob man von seinem Gipfel hinabblickt auf die Weiten des westlichen Erzgebirges.
Und weil sie so schön sind, diese Bilder, die man vom Auersberg aus sieht, wollen wir auch den Eibenstocker Lehrer und Naturfreund Otto Findeisen (1860-1937) noch zu Wort kommen lassen, der sie wunderbar beschrieben hat:

„Du stehst und staunst! Da zieht die Andacht wie ein Hauch durch deine Seele leise. Ein unermessliches Meer, gewaltige Wellen ziehen hinaus ins Weite. Ringsum Wald, dazwischen grüne Matten, prächtige Täler und tiefe Gründe, malerisch gelegene Ortschaften. Ach, ein unbeschreibliches Bild! Die wichtigsten Punkte nennt die Messingplatte auf des Turmes Rand. Das Häusergewirr mit den beiden Türmen dort ist Eibenstock, zur Linken ruht der Kuhberg, zur Rechten der Gleesberg mit dem Köhlerturm, davor der Steinberg mit Burkhardtsgrün, hier ganz nahe Sosa, dahinten Lößnitz und ganz draußen am Horizonte der Rochlitzer Berg, da erscheint die Morgenleithe und deren Hintermann, der Schellenberg mit der Augustusburg; Frauenstein ist heute auch sichtbar. Die Berge seitwärts verraten sich durch ihre bekannte Gestalt: der Pöhlberg, Scheibenberg und Bärenstein und endlich die Herren des Gebirges: der Fichtel- und Keilberg. Allerliebst präsentiert sich das lang gestreckte Breitenbrunn. Nach Süden zu zeigen sich böhmische und anschließend bayerische und das Fichtelgebirge; nach Westen ist der Blick verschleiert, da liegt das Vogtland mit seinen sanfteren Höhen.“

 Aber nicht nur die herrliche Aussicht ist erwähnenswert, man kann auf dem Gipfel noch mehr entdecken. Beispielsweise den kürzlich angelegten Bergwaldgarten, in dem man vieles über die erzgebirgischen Wälder lernen kann, einen Berggarten und einige Altbuchen, die hier oben ihr Leben unter unwirtlichsten Bedingungen fristen müssen; darunter die über 150 Jahre alte „Auersberg-Buche“, die seit 1996 als Naturdenkmal unter Schutz steht.